Besuch in der Gärtnerei
Als Kolleg:innen haben wir bei der Abokiste nicht immer die Möglichkeit, dass wir uns alle zusammen sehen. Ob auf dem Wochenmarkt, bei der Auslieferung, im Hofladen, im Büro oder in der Packhalle: In unserer täglichen Arbeit sind wir alle ein wenig verstreut und so freuten wir uns, dass wir am Samstag, 13.08.2022 die Gelegenheit nutzen konnten, uns gemeinsam in unserer Gärtnerei zu treffen. Dort wurden wir von unserer Gärtnerin Rita Breker-Kremer auf den aktuellen Stand in der Gärtnerei gebracht und anschließend konnten wir uns noch bei einem gemütlichen Grill-Nachmittag austauschen und ein wenig das Zusammensein genießen.
Soziale Arbeit
Der gemeinsame Rundgang durch unsere Gärtnerei begann mit einem kleinen Rückblick auf die beeindruckende Geschichte der Gärtnerei. Vor über 30 Jahren als kleines Sozialprojekt gestartet, wird heute im Freiland auf ungefähr 4 Hektar Gemüse angebaut, dazu kommen noch ca. 5000m² Gewächshaus-Fläche hinzu. Ursprünglich war die Gärtnerei ein Ausbildungsbetrieb für schwer vermittelbare Jugendliche, heute liegt der Fokus darauf, Menschen zu fördern und neue Chancen zu geben. Die Teilnehmenden kommen aus vielen Bereichen der Gesellschaft, ob Jugendliche, Geflüchtete, Langzeitsarbeitslose oder Menschen mit Einschränkungen - jeden Tag bringen sie sich mit viel Herzblut und Engagement ein und es wird viel Wert drauf gelegt, dass ihre persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben dabei zur Geltung kommen.


Bewässerung und Klimawandel
Das Thema Klimawandel hat oft das Problem, dass es schwierig für uns zu fassen ist. Langfristige Änderungen und deren Folgen sehen und lesen wir: das Polareis schmilzt und Gletscher schrumpfen... aber es ist ein wenig unkonkret. Ganz praktisch merken wir die Folgen in unserer Gärtnerei. Als diese vor 30 Jahren gegründet wurde, war Bewässerung kein Thema. Sie war schlicht nicht notwendig, erst im Laufe der Jahre mussten die Kulturen im Hochsommer gewässert werden und seit ein paar Jahren reicht auch dies nicht mehr. Die Bewässerung läuft seit Ende April nahezu ununterbrochen jeden Tag. Selbst am Wochenende muss die Beregnung angeschaltet werden. Das macht nicht nur zusätzliche Arbeit, sondern kostet auch sehr viel Geld.
Saatgut-Problematik
In der Regel setzen wir in unserer Gärtnerei samenfestes Saatgut ein und verzichten, wo immer es möglich ist, auf F1-Hybride. F1-Hybride sind komplizierte Kreuzungen, die nicht selber nachgezogen werden können, haben aber nichts mit Gentechnik zu tun. Die Vorteile: hoher, gleichmässiger Ertrag und Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sind nicht von der Hand zu weisen. Aber F1-Hybride können nicht selbst sortenecht nachgezüchtet werden, sodass immer wieder neues, teures Saatgut gekauft werden muss und so eine Abhängigkeit von den Saatgutfirmen entsteht. Ein Spagat, für den es keine zufriedenstellende, optimale Lösung gibt und die Wahl des Saatgutes bei jeder Kultur sehr sorgfältig abgewägt werden muss.


Aktueller Stand und Ausblick
Zu Beginn unseres Rundgangs schauten wir in der Jungpflanzen-Anzucht vorbei, wo zurzeit die Salate für den Herbst vorgezogen werden. Weiter ging es zu den Gewächshäusern, dort nimmt die Ernte und Pflege von Tomaten, Paprika und Auberginen viel Zeit in Anspruch, während die Zeit für die Gurken zu Ende geht - anschließend wird dort dann Mangold als Folgekultur eingesetzt. Im Freiland besuchten wir das neue Kräuterbeet, schwarzer Rettich und Schwarzkohl sind erntereif und der Winter-Porree ist auch schon gepflanzt. Die Ernte von Knollensellerie und Kürbissen steht kurz bevor und als eine der letzten Kulturen wurde noch ein neuer Satz Rote Bete gepflanzt.